Ortsteil Dieskau

Dieskau ist eine Ortschaft der Gemeinde Kabelsketal im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Zu Dieskau gehören die Ortsteile Dieskau und Zwintschöna.

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Lage und Verkehr

Dieskau liegt im westlichen Teil der Gemeinde Kabelsketal und ca. 8 km östlich von Halle (Saale) entfernt. Im Süden Dieskaus befindet sich der Ort Döllnitz und im Norden, der zur Ortschaft gehörende Ortsteil Zwintschöna. 

Zwischen Dieskau und Zwintschöna liegt die Bundesstraße 6.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Dieskaus war schon in der Zeit des Altertums besiedelt. Bereits 1747 grub man bronzezeitliche Funde wie Bronzewaffen und goldenen Schmuck bei der Abtragung eines Grabhügels aus. Im 8. Jahrhundert wurde der Ort von Altsorben gegründet. Der Name des Ortes selbst soll „Besitz eines Mannes namens Dysk“ bedeuten. 1121 wird das Dorf zum ersten Mal in seiner Geschichte urkundlich unter den Namen „Thisgoe“ erwähnt. Im Jahr 1230 hieß der Ort „Discowe“ und ungefähr 33 Jahre später (1263) hieß er dann „Dizcowe“. Im Laufe der Geschichte ändert sich der Name des Dorfes, vor allem in der Schreibweise wieder und wieder. Die Wendemarkstraße erinnert bis heute noch an die damalige sorbische Bevölkerung Dieskaus (Wenden=Sorben).

Die Sorben siedelten sich um das damalige Sumpfland der Reide an und errichteten in Dieskau eine Wasserburg (leider ist nicht bekannt, wo sie genau stand). Jedoch konnten die Sorben sich nicht sehr lange halten, so dass seit ungefähr 880 das Gebiet unter deutschen Besitz fiel. Die übrigen Sorben wurden christianisiert oder vertrieben.

Im Laufe der Geschichte und der zentralen Lage des heutigen Dieskauer Gebietes lebten hier verschiedene Völker, z.B. auch Slawen und verschiedene germanische Stämme. Unter Karl dem Großen (König der Franken und Kaiser des römischen Reiches deutscher Nation) wurde das Vordringen der Slawen und Sorben im deutschen Hoheitsgebiet unterbunden.

Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Dorf von einem jüngeren Mitglied der damaligen Adelsfamilie von Geusau geführt. Man vermutet, dass aus einer Seitenlinie der Herren von Geusau das Adelsgeschlecht von Dieskau (Wappen siehe rechts) hervorging. Otto de Disgave miles wurde Lehnsherr über Dieskau und nannte sich ab diesem Zeitpunkt Otto von Dieskau. Das Gut, welches anfangs aus zwei Sattelhöfen bestand, entwickelte sich später zum Schloss mit mehreren Höfen herum. Die Linie derer von Dieskau, die auf dem Stammsitz wohnte, herrschte bis ungefähr 1746 in Dieskau. Carl von Dieskau starb am 19. Oktober 1921 kinderlos. Das Rittergut von Dieskau wurde von den sächsischen Erben im Jahr 1746 an den brandenburgischen Oberamtmann Alburg verkauft. Die Mitglieder der Familie derer von Dieskau fungierten als Ritter, Berater für Fürsten und Bischöfe, Hofmarschalle, Krieger, Pfänner, Geistliche, Verwalter und vieles mehr. Sie standen im Dienst der Erzbischöfe von Magdeburg, der Bischöfe von Merseburg, sowie den sächsischen Kurfürsten. Die Familie erwarb auch über ihre lange Existenz weitere Güter, z. B. in Benndorf, Lochau, Hohenthurm, Trotha, etc.

Quelle: http://www.von-rauchhaupt.de/FrmWappenGallery.php?PHPSESSID=ds3slvsjng45oqdrgeg1athuo0

 1636, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde Dieskau verwüstet und teilweise zerstört durch die kaiserlichen Truppen des von Don Baltesars geführten Kroaten. Hungersnöte und die Pest plagten die Bevölkerung zusätzlich und dezimierte sie.

1648, nach dem Westfälischen Frieden, gehört Dieskau zu Preußen. Davor gehörte es zum Herzogtum Brandenburg.

1651 wurde Dorothea Taust, die Mutter von Georg Friedrich Händel, in Dieskau geboren. Sie ist die Tochter des Pfarrers Georg Taust. Von 1640 bis 1654 war er Pfarrer in Dieskau. Danach wurde er zum Pfarrer nach Giebichenstein berufen.

Am 4. Dezember 1763 stirbt Johann Friedrich Alburg (der neue Besitzer auf Dieskau nach der Familie derer von Dieskau). Er wird in der Sankt-Anna-Kirche beigesetzt. Seine Tochter Therese Auguste heiratet 1770 den Kammerdirektor und späteren Kanzler Carl Hoffmann (1784 geadelt). Im selben Jahr stirbt sie im Alter von 27. Carl von Hoffmann errichtet den Dieskauer Park und eine Freischule für arme Kinder. 1801 stirbt er und wird in der Gruft der Kirche beigesetzt.

1767 wurden sieben Höfe durch ein Feuer in Asche gelegt.

In den Jahren 1771 und 1772 gab es eine Hungersnot in Dieskau, so dass die Menschen gezwungen waren, sich teilweise von gekochten Brennnesseln, Kräutern und Gras zu ernähren. Folge dieser Hungersnöte war der Anbau von Kartoffeln in Dieskau um 1775. Der König von Preußen, Friedrich der Zweite (der alte Fritz) führte dies in seinem Reich ein.

Als Napoleon über Preußen siegte, waren im Ort Dieskau französische Truppen stationiert, die gelegentlich im Ort für Verwüstung sorgten. Als 1807 das Königreich Westfalen nach dem Frieden von Tilsit von Napoleon geschaffen wurde, fiel auch Dieskau unter dieses Königreich und wurde Kantonshauptort. Nach den Befreiungskriegen (1813 bis 1815) wurde Dieskau wieder preußisch.

Am 9. Juli 1845 war nach großer Hitze ein sehr starkes Unwetter mit Hagel, wobei viele Dächer und Gebäude beschädigten wurden. 20 Menschen wurden dabei von Trümmern erfasst. Fünf Personen starben.

1849 wütete die Cholera in Dieskau. Das Dorf beklagte 39 Todesfälle.

1853 erwarb die Familie von Bülow das Rittergut Dieskau. Der erste Herr von Bülow in Dieskau war Major Otto von Bülow. Er war ein großer Patriot und förderte den nationalen Gedanken. Er stiftete den Kriegerverein eine Fahne mit der Innenschrift: „Gewidmet dem Kriegerverein von Dieskau“. Diese Fahne wurde bei einer feierlichen Zeremonie unter Beteiligung aller Dieskauer Einwohner auf dem Schlosshof eingeweiht.

1859 wurde eine Schule aus roten Backsteinen neben der Kirche erbaut.

Zudem ehrte Otto von Bülow die zurückgekehrten Krieger Dieskaus, die 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg (Bruderkrieg) kämpften, mit einem Festessen. Es zogen 16 Männer aus dem Dorf in den Krieg. Im gleichen Jahr wurde etwa einen Kilometer östlich vom Ortskern die Braunkohlengrube „Delbrück“ von Albert Riebeck eröffnet. In einer Tiefe von ungefähr 30 Metern wurden unter Tage Braunkohleflöze von sechs bis acht Metern abgebaut. Später wurden sie mit Baggern im Tagebau abgebaut. 1899 wurde der Tagebau stillgelegt. Die Fläche über dem Tagebau wurde landwirtschaftlich genutzt. Es kam zu Absenkungen im Feld, die Folge von Zusammenstürzen der alten Schächte waren.

Im Jahr 1871 verstarb Otto von Bülow. Sein Sohn, der Kammerherr Curt Karl Hans Gustav Adolf Emil von Bülow übernahm das Gut. Er wurde in Dieskau sehr geachtet und respektiert. Seine Frau Ulla von Bülow wurde ebenfalls in der Bevölkerung respektiert. Sie war Vorstandsdame des Roten Kreuzes und kümmerte sich um die Kranken und Verletzten im Ort. Sie nahm ihre Aufgabe stets ernst und konnte ihre Pflichten vor allem im ersten Weltkrieg zufriedenstellend unter Beweis stellen. 1884 starb Carl von Bülow und sein Sohn Hans von Bülow übernahm das Gut. Er wurde 1938 Bürgermeister von Dieskau.

1911 bekam Dieskau als erstes Dorf im ganzen Saalekreis Elektrizität. In der Kirche und in der Schule wurde elektrisches Licht installiert.

Am 1. August 1914 kam es zur Mobilmachung bezüglich des ersten Weltkrieges. In der „Grund“ (liegt zwischen Grundschule und B6) lagerte eine Transportkolonne aus Soldaten, Pferden und Wägen.

1918 lagerten zurückkehrende Soldaten in für sie freigemachten Scheunen, Kammern und Böden verschiedener Häuser.

1921 durchzogen eine Reichswehreinheit Dieskau. Sie wurde zur Unterstützung nach Halle gerufen. Als die Einheit über den „Grund“ zog, kam es zum Schusswechsel zwischen der Reichswehr und Arbeitern.

Ab 1926/27 wurde die neue Siedlung am Weinberg und am Pritschkenteich angefangen zu bauen. Doppelhäuser mit Ställen und Gärten wurden errichtet.

Im selben Jahr wurde auf einem Hügel in der „Grund“ ein Ehrenmal für die gefallenen Dieskauer aus dem ersten Weltkrieg errichtet. Es wurden regelmäßig im Jahr durch vaterländische Verbände Gedenkfeiern abgehalten.

1938 wurde ein Stallgebäude in der Schmiedestraße für Wohnungen und für die Feuerwehr ausgebaut.

Bis ungefähr 1945 verfügte Dieskau über zahlreiche verschiedene wirtschaftliche Einrichtungen, zum Beispiel zwei Bäckereien, zwei Kolonialwarenläden, ein Schuhgeschäft, ein Konsum, eine Schmiede, drei Gaststätten, drei Fleischereien, zwei Flaschenbierhandlungen, eine Poststelle, ein Friseur, eine Fahrradhandlung und weitere kleine Geschäfte.

Während des zweiten Krieges wurde in der Nähe Dieskaus eine Flakstellung errichtet. Am 27.02.1945 fielen Bomben auf Dieskau. Dabei wurde der Hof von Schaafs getroffen und es kamen 11 Menschen um. Die Flakstellung wurde am 15. Und 16. April 1945 durch einen Großangriff der alliierten Luftstreitmacht zerstört. Drei Tage später erreichten amerikanische Einheiten Dieskau. Wenige deutsche Soldaten konnten sich vor ihnen im Park verstecken.

Nach dem Ende des Krieges wurden die von Bülows durch die Kommunisten vertrieben, das Schloss wurde geplündert und an die Kleinbauern und Dorfbewohner übergeben. Deutsche Flüchtlinge wohnten für eine kurze Zeit dort. Später wurde das Schloss als Schule genutzt. Die Bevölkerung Dieskaus beklagte ungefähr 120 gefallene bzw. vermisste Personen.

Am 2. Juli 1945 erreichten russische Truppen Dieskau auf dem Weg nach Halle.

Einrichtungen

In Dieskau gibt es ein Schloss mit Schlosspark. Daneben befindet sich die Sankt-Anna-Kirche. Zudem besitzt das Dorf einen Kindergarten und eine Grundschule. Am Park befindet sich das Hotel und Café „Haus am Park“. Am Ortseingang, in der Nähe der B6 ist ebenfalls ein Hotel. Weiter im Ort gibt es ein Landpflegeheim und nicht weit entfernt einen Friseur. Dieskau bietet verschiedene Vereine: einen Fußballverein, einen Bogenschützenverein, einen Handballverein, einen Parkverein sowie einen Motorsportverein, auf den unter anderem internationale Motocrossveranstaltungen ausgetragen werden.

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